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Burgenland: Halbturn

Schlosspark Halbturn

 

Im nordöstlichen Burgenland präsentiert sich der bemerkenswerte Schlosspark von Halbturn mit historisierender und eklektizierender Landschaftsgestaltung. Die Verbindung von malerischem Landschaftsgarten mit geometrisierenden Formen unter Verwendung exotischer Pflanzenvielfalt macht ihn zu einem raren Kunstwerk der Jahrhundertwende der burgenländischen Gartenlandschaft.

 

Anstelle eines in den Türkenkriegen zerstörten einfachen Landschlosses ließ Alois Thomas Raimund Graf Harrach als Pfandherr nach Plänen von Johann Lukas von Hildebrandt von 1701 bis 1711 den einflügeligen Schlossbau mit nördlich anschließender hufeisenförmiger dreiteiliger Hofanlage auf offener Weidelandschaft errichten. Ab 1724 nutzte Karl VI. den kaiserlichen Besitz mit darin untergebrachtem Gestüt für beliebte Jagdaufenthalte und ließ südlich vor der langestreckten Schlossfront mit Mittelrisalit und Eckpavillons eine erste Gartengestaltung anlegen. Dabei handelte es sich um ein relativ kleines mauernumfasstes Areal in Form eines reich ausgestatteten Parterres mit Topiari und versenkten kunstvoll gestalteten Broderieornament im Zentrum. Im übrigen 18. Jahrhundert kam es bis auf die Anlage der sogenannten Christinenallee, einer von den Wirtschaftshöfen nach Nordosten führenden Rosskastanienallee, hauptsächlich zu Umbauten und -gestaltungen am und im Schlossgebäude. Während des 19. Jahrhunderts stand der wirtschaftliche Nutzen des Guts im Vordergrund. Die Anlage war umgeben von Weingärten, Obstbaumkulturen, Maulbeerbäumen zur Seidenraupenzucht und regelmäßig gesetzten Rosskastanienalleen für die Wildtierfütterung. Selbst das Parterre wurde mehrfach umgestaltet, in seiner kunstvollen Ausgestaltung reduziert und mit Gemüsekulturen sowie einem Glashaus versehen. Mit Friedrich Erzherzog von Österreich und Herzog von Teschen als Besitzer ab 1895 erlangte Halbturn wieder zu ästhetisch schmuckvollerer Bedeutung mit enormer Flächenausdehnung. Im Zeitraum von 1897 bis 1912 entstand nach Teilentwürfen des k.u.k. Hofgartendirektors von Schönbrunn Anton Umlauft durch den Obergärtner Johann Orban ein eklektischer Landschaftsgarten. Das Parterre erhielt eine neobarocke Neugestaltung mit geometrisch gruppierten Blumenbeeten in der abgesenkten Broderiefläche, eingefasst von immergrünen Formgehölzen und umgeben von beschnittenen Baumreihen. Die älteren regelmäßigen Elemente wie der Schlosskomplex mit dem neu interpretierten Parterre, die nahegelegene Kirche und die barocken Alleen wurden harmonisch in ein Gesamtkonzept der letzten Entwicklungsstufe des malerischen Landschaftsgartens mit geschwungenem Wegesystem, Wiesenpartien und Baum- sowie Strauchgruppen eingefügt. Bestandspläne aus dem Jahr 1912 geben die Gestaltung detailreich wieder, welche durch diverse Einschnitte im Laufe des 20. Jahrhunderts zwar Verluste hinnehmen musste, jedoch im Ausdruck und in ihren Grundstrukturen bis heute erhalten geblieben ist.

 

Der bedingt öffentlich zugängliche Schlosspark Halbturn befindet sich in Privatbesitz und steht nicht unter Denkmalschutz. Ein Parkpflegewerk wurde im Jahr 1992 erstellt.

 

Text: © Stefan Hauser

 

Photos: © Stefan Hauser

 

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