Burgenland: Schlosspark Eisenstadt
Burgenland
Der Park von Schloss Esterházy in Eisenstadt
Der am Südosthang des Leithagebirges im Stadtgebiet von Eisenstadt gelegene Landschaftspark ist die besterhaltene Esterházysche Gartenanlage in Österreich und eine der bedeutendsten Landschaftsgartenanlagen des Landes.
Bereits 1569 ist ein Nutzgarten an der aus dem 13. Jahrhundert stammenden Burg belegt. 1622 wurde Graf Nikolaus Esterházy mit der Herrschaft Eisenstadt belehnt und ließ südlich der Burg einen Ziergarten anlegen, den der später gefürstete Paul (I.) Esterházy nach dem Ausbau der Burg zur Schlossanlage 1682/83 neu anlegen und erweitern ließ. 1716-21 und 1728-31 wurde die Gartenanlage barockisiert. 1746/47 und 1749-62 erfolgten unter Einbeziehung des ostseitigen Tiergartens weitere spätbarocke Umgestaltungen, die jedoch nicht im Detail überliefert sind.
1797 beauftragte Fürst Nikolaus II. Esterházy seinen Obergärtner Matthias Pölt mit der "Abänderung" der Gartenanlage und der Errichtung einer Orangerie- und Treibhausanlage. Mit Ausnahme der auf dem gesamten nördlichen Teil des ehemaligen Tiergartenareals geplanten Gewächshausanlage waren die Abänderungen zunächst nur von bescheidenem Umfang. Der Besuch des britischen Admirals Nelsons und Lady Hamiltons im Herbst 1800 dürfte der Anlass für die Entscheidung des Fürsten zur Umgestaltung des Gartens in eine englische Anlage gewesen sein. Ab 1801 erfolgte dann zunächst unter der Leitung Pölts die schrittweise Umgestaltung des bestehenden Areals mit Ausnahme des bereits in Ausführung befindlichen Orangerie- und Treibhausareals in eine landschaftliche Anlage. Zugleich wurde begonnen, nördlich an den Garten angrenzende Grundstücke anzukaufen, wodurch die Fläche der Gartenanlage auf mehr als das Doppelte erweitert wurde. Mit der Aufnahme des französischen Architekten Charles Jean Alexandre Moreau in fürstliche Dienste 1803 übernahm dieser nicht nur die Planung der klassizistischen Umgestaltung des Schlosses sondern auch die Planung und Ausführung der landschaftlichen Umgestaltung der gesamten Gartenanlage.
Während die monumentalen Planungen für den Schlossumbau aufgrund der napoleonischen Kriege nur fragmentarisch umgesetzt werden konnten, wurde die Gartenanlage gemäß Moreaus Planungen bis 1824 sukzessive ausgeführt.
Moreau gestaltete dank der massiven Arealerweiterung eine großzügige, ausgewogen strukturierte Parklandschaft. Schattige Waldpartien wechseln mit lichtdurchfluteten Wiesenflächen, durchzogen von einem Bachlauf, der mehrere Teiche speist. Den Höhepunkt bildet die als point de vue in der Sichtachse des Schlosses liegende Anlage des 1823 fertiggestellten Leopoldinentempels. Der zur Aufstellung der von Antonio Canova geschaffenen Marmorfigur der Tochter Nikolaus II. - Leopoldine - als Muse Kalliope bestimmte Tempel wurde als Monopteros ausgeführt, der auf einer künstlichen Felsenlandschaft thront. Ein Teil der Felsenlandschaft ist als Schlucht gestaltet, an deren Ende ein Wasserfall in einen Bachlauf stürzt, der einen der Felsen- und Tempelanlage vorgelagerten Teich speist. Als dramaturgischer Leitweg ermöglicht ein schmaler Pfad den Aufstieg aus dem Tal durch die finstere Schlucht zum Musen-Tempel als Sinnbild des erstrebenswerten Lebensweges und Verherrlichung des Ideals der klassischen Antike.
Um in der wasserarmen Gegend ausreichend Wasser für den Park zur Verfügung zu haben, wurden neue Wasserleitungen angelegt und 1804 die erste Wattsche Dampfmaschine in Österreich aufgestellt, um das Wasser im Kreislauf durch den Park führen zu können. Das für die Aufstellung der Maschine errichtete klassizistische Pumpenhaus dient heute als Eingangsgebäude des Parkbades.
Eine besondere Bedeutung hatte die gewaltige Orangerie- und Treibhausanlage, die aufgrund ihrer frühen Planung und Ausführung inmitten der erst in der Folge erweiterten Parkanlage liegt. Die 1797 begonnene und mit mehreren Erweiterungen bis 1811 fertiggestellte, symmetrische Anlage bestand aus drei auf verschiedenen Terrassen gelegenen Reihen von Gewächshäusern. Die Gesamtlänge aller für unterschiedliche Kulturen ausgelegten, gestaffelt errichteten Glashäuser, von denen heute nur mehr das große Orangeriehaus und ein Glashaus erhalten sind, betrug fast einen Kilometer. Sie war damit nach den Gewächshäusern von Schönbrunn die größte Gewächshausanlage Österreichs und beherbergte bis zu 70.000 Pflanzen. Neben den reichhaltigen Treibobstkulturen gehörten besonders die tropischen und subtropischen botanischen Sammlungen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu den bedeutendsten Sammlungen in Europa.
Die gewaltigen Ausgaben des Fürsten und die angespannte wirtschaftliche Situation führten 1832 zur Zwangsverwaltung der Esterházyschen Güter, die unter dem Sohn und Nachfolger des Fürsten, Paul III. Anton 1835 wieder aufgehoben werden konnte. Die Aufwendungen für den Park und die Gewächshausanlage mussten jedoch stark reduziert werden. Die zunehmende Vernachlässigung des Parks wurde erst ab 1897 unter Fürst Nikolaus IV. beendet, der eine Restaurierung und historistische Neugestaltung einleitete. Für diese Revitalisierungsmaßnahmen wurde auch der kaiserliche Hofgartendirektor Anton Umlauft herangezogen.
Die Anlage wurde bis zum Zweiten Weltkrieg strukturell erhalten, der Park jedoch 1934 für die Öffentlichkeit gesperrt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Esterházyschen Güter unter sowjetrussische Verwaltung gestellt und im Parkareal 1951/52 das bis heute bestehende Fußballstadion sowie 1952/53 das Parkbad errichtet. Nach der Rückgabe der österreichischen Esterházy-Besitzungen pachtete die Stadt Eisenstadt das Parkareal mit Ausnahme des dem Schloss vorgelagerten Pleasuregrounds für die öffentliche Nutzung.
Der Dank der Initiative von Dr. Franz Prost (1948-2002) im Jahre 1987 gegründete und von ihm geleitete "Verein der Freunde des Eisenstädter Schlossparks" plante und initiierte grundlegende denkmalpflegerische Maßnahmen im Parkareal, die die Erforschung, Dokumentation und Umsetzung zahlreicher Restaurierungsprojekte umfasste. Auf Grundlage eines Parkpflegewerkes wurden seitdem Wasserleitungen und Teiche wiederhergestellt, Durchforstungsmaßnahmen gesetzt und Wege saniert. Die umfassendsten Wiederherstellungsmaßnahmen stellten die Restaurierung des Leopoldinentempel-Ensembles 1992-1998 und Restaurierung der erhaltenen Teile der Orangerieanlage 2000-2002 dar. Der 1997 gegründete "Verein zur Pachtung, Erhaltung und Pflege des Esterhazy`schen Schlossparks" betreut in Zusammenarbeit mit der Stadt Eisenstadt die laufenden Restaurierungsmaßnahmen.
Aufgrund der Qualität seiner Anlage wie auch seines Erhaltungszustandes zählt der Esterházysche Schlosspark von Eisenstadt zu den bedeutendsten Landschaftsgärten Österreichs. Insbesondere die Erhaltung der reichhaltigen Ausstattung mit Staffagebauten und -szenerien, wie die Ensembles des Leopolinentempels, des Obeliskteiches und des Pumpenhauses sind bemerkenswert. Trotz ihrer nur fragmentarischen Erhaltung ist die Orangerie- und Treibhausanlage als historische Gewächshausanlage von europäischem Rang zu werten.
Der Park von Schloss Esterházy ist in Privateigentum und zum größten Teil an den Verein "Pachtung, Pflege und Erhaltung des Esterhazyischen Schlossparks" (Stadt & Land) als öffentlich zugänglicher Naherholungsraum verpachtet. Ein kleinerer Teil im Nahbereich des Schlossgebäudes ist durch einen Maschendrahtzaun abgetrennt und öffentlich nicht zugänglich.
Eine Zustandsanalyse, ein freiraumgeschichtliches Gutachten, ein Sanierungskonzept und ein Parkpflegewerk wurden in den Jahren 1989, 1990, 1998 und 2002 erstellt. Unter Denkmalschutz stehen rein die baulichen Elemente wie Teichanlagen, künstliche Geländemodellierungen, Treppen, Staffagebauten und Wegeführungen, nicht jedoch die vegetativen Gestaltungselemente des Schlossparks.
Text © Thomas Baumgartner (mit Ergänzungen von Stefan Hauser)
Photos: © (1 und 2) Christian Hlavac, (3) Knollconsult Umweltplanung ZT GmbH, (4) Verein "Freunde des Eisenstädter Schlossparks"/Hans Wetzelsdorfer
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