Titelbild Österreichische Gesellschaft für historische Gärten
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Wien: Belvedere

 

1030 Wien

Gartenanlage des Belvedere des Fürsten Eugen von Savoyen

 

Das Ensemble der Gartenanlagen des Wiener Belvedere zählt gemeinsam mit den beiden Schlossbauten des oberen und unteren Belvederes zu den bedeutendsten barocken Gesamtkunstwerken Europas. Die Gesamtanlage entstand im Wesentlichen zwischen etwa 1712 und 1725 im Auftrag des Prinzen Eugen Franz von Savoyen-Carignan-Soissons nach Planungen Johann Lucas von Hildebrandts und Dominique Girards unter dem ausführenden Garten-Ingenieur Anton Zinner.

Die Gärten sind bis heute weitgehend in ihrer barocken Grundkonzeption erhalten und seit 1988 umfangreichen Revitalisierungen unterzogen worden. Zu den später umgestalteten Gartenarealen zählt der 1865 gegründete Alpengarten am Südende des Gartenensembles. Das untere und das obere Belvedere werden seit 1776 museal verwendet und beherbergen heute die Sammlungen der Österreichischen Galerie.

 

Die Anlage des Belvederes wurde als Doppelschlossanlage aus zwei über die gesamte Gartenbreite reichenden Palaisbauten und dem zwischen ihnen eingespannten Hauptgarten konzipiert und war ein absolutes Novum für den österreichischen Raum. Besonders ist ebenfalls die Ausbildung des unteren Palais als (einzigem österreichischem) Orangerieschloss, welches durch seine zwei Drittel der Gartenfassade einnehmende Orangeriesäle den Palast zum Garten machte. Ebenso unerreicht erscheint das die Anlage beherrschende obere Palais, das Hildebrandt so weitgehend wie nie zuvor und danach in einen Garten einband. Die Sala terrena, die seitlich anschließenden Gartensäle und die Salons in den abschließenden Pavillonbauten waren ursprünglich ebenfalls über zwei Drittel der Gartenfront zum Garten hin geöffnet. Dessen zentrale Achse reichte als ungebrochene Sichtachse über das verbindende offene Treppenhaus durch das Gebäude bis in den südlichen Ehrenhof. In keiner anderen barocken Anlage war die Durchdringung von Gebäude und Garten so weitreichend verwirklicht worden.

 

Auch in der Komposition des Gartenraumes setzt die Anlage besondere Maßstäbe. Aus dem unteren Palais tritt man in ein kleines englisches Rasenparterre, das eine Freistellung des Palais vor der anschließenden Boskettzone ermöglichte. Die reich strukturierten Boskette mit den zentralen Boulingrins stellten zur Anlagezeit in dieser Komplexität ein bald nachgeahmtes Novum im Wiener Raum dar. Sie leiten zum oberen Garten über, der den innovativsten Teil des Gartens bildet und von zentraler Bedeutung für die Gesamtwirkung der Anlage ist.

 

Erst die Ausbildung des gesamten oberen Gartens als Parterreanlage auf schiefer Ebene ermöglichte die so oft beschriebene monumentale, thronende, fast schwebende Wirkung des oberen Palais. Sie ermöglicht auch die einheitliche und bruchlose Wirkung des gesamten Gartenraumes, die durch die raffinierte Einsenkung des unteren Parterres des oberen Gartens und die Böschung zum unteren Garten mit ihren seitlichen Rampen vervollkommnet wird. Der Garten wurde damit ganz den Forderungen des modernen französischen Régence-Gartens nach mehr Natürlichkeit gerecht.

 

Von sprichwörtlich zentraler Bedeutung und bis dahin kaum gekannter Opulenz waren schließlich die ehemals von drei Reservoirs gespeisten 23 Brunnenanlagen mit ihren ursprünglich insgesamt 38 Fontänen und 13 Wasserspeiern. In der zentralen Achse der Anlage bildet das große Reservoir- und Spiegelbecken vor dem oberen Palais mit den beiden Kaskaden des Hauptgartens eine Wasserachse, die durch die seitlichen Becken akzentuiert wird.

 

Einen wesentlichen Bestandteil der Anlage bildeten die reichen und europaweit bedeutenden Pflanzen- und Tiersammlungen. Sie wurden jedoch bald nach Eugens Tod aufgelöst und sind heute nur mehr durch die ihnen gewidmeten, heute veränderten Gartenareale der Menagerie, des Kammer- und Glashausgartens und die nur teilweise erhaltenen und ebenfalls stark veränderten Unterbringungsgebäude (Wintermenagerie, Orangeriesäle des unteren Belvederes, Pomeranzenhaus, großes Glashaus) im Areal zu erahnen.

 

In seiner Gesamtheit stellt das Belvedere die bedeutendste und am besten erhaltenen barocke Garten- und Schlossanlage Österreichs dar.

 

 

Die Schloss- und Gartenanlagen des Belvederes befinden sich seit 1918 im Eigentum der Republik Österreich. Für die Verwaltung der Gesamtanlage sind drei öffentliche Körperschaften - Burghauptmannschaft Österreich, Österreichische Bundesgärten und die Österreichische Galerie Belvedere - zuständig. Die Belvederegärten werden von den Österreichischen Bundesgärten (www.bundesgaerten.at) betreut und sind bedingt öffentlich zugänglich. Ein Parkpflegewerk wurde in den Jahren 1989 bis 1991 erarbeitet. Die Anlage steht in ihrer Gesamtheit unter Denkmalschutz und ist Teil der Kernzone des UNESCO Weltkurlturerbes "Historisches Zentrum von Wien". Desweiteren ist die Anlage nach Wiener Rechtsgrundlagen als Parkschutzgebiet und als Schutzzone "Rennweg" ausgewiesen.

 

 

 

Die Belvederegärten werden betreut von den Bundesgärten: www.bundesgaerten.at

 

Text: © Thomas Baumgartner (mit Anmerkungen von Stefan Hauser)

Photos: © Christian Hlavac

 

 

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