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Wien: Pötzleinsdorfer Schlosspark

1180 Wien

 

Großbürgerlicher Landschaftsgarten vom Ende des 18. Jahrhunderts

 

 

Im Jahre 1797 erwarb der protestantische Schweizer Bankier Johann Heinrich Freiherr von Geymüller (1754-1824) das Pötzleinsdorfer Schloss (den einstigen Ricci´schen Freihof) von der Vorbesitzerin Phillipina Gräfin Herberstein. Geymüller ließ ab 1799 beim Schloss einen englischen Landschaftspark anlegen, dessen Grundstruktur noch heute existiert. Bereits im Jahre 1801 war die Anlage in ihren Grundzügen gestaltet, wie Franz de Paula Gaheis berichtet: "Man arbeitet daran schon in das zweyte Jahr mit eben so viel Aufwand, als Geschmack, und es läßt sich von der Geschicklichkeit des Hrn. Schloßgärtners Franz Ilner, den wir schon von Dornbach aus kennen, hoffen, daß dieser Park mit unter die schönsten in der Wiener Gegend gehören wird. Man hat zu seiner Erweiterung einen großen, ebenfalls öd gestandenen Bergabhang verwendet. Es sind schon herrliche Bogengänge, romantische Stufen, eine anmuthige, von Hrn. Bildhauer Bieringer ausgeführte Bade-Grotte oder Wassertempel mit abwechselnden Wasserfällen; ein großer Teich, Springbrunnen, Wasenplätze, Lauben, Ruhebänke, Lusthäuser und Baumgruppen von den besten Obstarten angebracht." Heute erstreckt sich der Landschaftspark auf einer Fläche von 354.000 m² vom Talboden mit Wiesen über den bewaldeten Nordhang bis hinauf zur Kuppe des Schafberges. Der Landschaftspark war im Sinne der Aufklärung dem Publikum zugänglich.

 

 

 

Von den übrigen öffentlichen Parkanlagen in Wien unterscheidet sich der Pötzleinsdorfer Schlosspark durch die markanten, langgestreckten Wiesen mit eindrucksvollen Einzelbäumen und Baumgruppen. Bemerkenswert ist einerseits das Denkmal für den Dichter und Aufklärer Johann Baptist Edler von Alxinger (1755-1797) in Sichtweite des Schlosses. Andererseits das gleich daneben stehende sogenannte Preindl-Salettl, welches nach der Tänzerin Marie Preindl, einer der berühmtesten Kurtisanen zur Zeit des Wiener Kongresses, benannt ist.

 

Nach dem Bankrott des Erben wechselten die Eigentümer in rascher Abfolge. Sie schenkten der Anlage nicht die nötige Aufmerksamkeit. Im Jahre 1920 gingen Schloss und Park an den Möbelfabrikanten und Kunstsammler Max Schmidt (1861‑1935). Der neue Eigentümer nahm gravierende Veränderungen am Schloss vor und im Park vor. Er vermachte 1934 seinen Besitz der Stadt Wien. Seit 1982 nutzt der Rudolf Steiner Schulverein das Schloss als Kindergarten und Schule.

 

Schloss Pötzleinsdorf vor 1943, mit neobarocken Elementen, die später wieder entfernt wurden

 

Von der einstigen Gestaltungsidee haben sich einige interessante Elemente bis in unsere Zeit erhalten: So sind beim westlichen mittleren Weg durch einzelne Bäume gerahmte Aussichten über die Mähwiesen auf den Talboden vorhanden. Das Wiener Stadtgartenamt steht beim Pötzleinsdorfer Schlosspark vor einer großen Herausforderung: Einen Ausgleich zwischen den verschiedenen Nutzungsansprüchen wie Erholung, Kinderspiel, Naturerlebnis und Pflege einer historisch bedeutenden Parkanlage zu schaffen.

 

Der Stadtpark wird betreut von der MA 42.

 

Text: © Christian Hlavac

Alle Photos dieser Seite: © Christian Hlavac

 

 

 

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